Von
/08.07.22

Josua Schmid erklärt die inneren Abläufe des Domain-Name-Systems (DNS)

IP-Adressen

Das Internet funktioniert mit IP-Adressen. Jeder Computer hat eine Nummer. Fast so wie eine Telefonnummer. Früher war das übrigens wirklich eine Telefonnummer. Sie mögen sich vielleicht noch an ihr erstes Modem erinnern. Zuerst wählt man sich ein. Dann kann man Daten austauschen. Heute funktioniert das noch ähnlich.

Domainnamen

Da man sich aber Nummern nicht gut merken kann, benennt man sie. Früher führte man eine Liste mit Namen zu jeder IP-Adresse auf jedem Computer.

Auf die Dauer ist das unpraktisch. Deshalb führte man DNS, das Domain Name System, ein. Das ist ein verteiltes Addressbuch. Von dem kann man sich erfragen zu welcher IP-Adresse man eine Verbindung aufbauen muss, wenn man zum Beispiel die Renuo-Webseite www.renuo.ch besuchen möchten.

Funktionsweise

Sie geben eine URL in die Browserleiste ein. Dann wird das verteilte Adressbuch über einen sogenannten Nameserver abgefragt. Falls der Nameserver den Domainnamen noch nicht kennt (also nicht weiss welche IP-Adresse zum Namen gehört) muss er selber weiter nach oben in der Hierarchie nachfragen. Das kann bis zu den 13 Welt-Root-Servern gehen. Die wissen dann in letzter Instanz, wer für die Namensverwaltung der .ch Top-Level-Domain zuständig ist.

Sobald klar ist, welche IP-Adresse zu einem Domainnamen gehört, baut der Browser eine Verbindung mit dem Server auf, der die Webseite hostet.

Kontrolle

Domainnamen sind im Gedächtnis von Menschen und Programmen (auch Web-Links) und deshalb wertvoll. Es ist wichtig zu wissen, wem eine Domain gehört und wer Kontrolle darüber ausübt. Die administrative Hierarchie für Domainnamen kann in zwei Kontroll-Strängen betrachtet werden: administrativ und technisch

Administrativ zuoberst im Internet steht die amerikanisch geprägte weltweit abgestützte Organisation ICANN. Der gestrichelten Linie nach delegiert sie Rechte und Pflichten ans BAKOM für die .ch-Top-Level-Domain. Weiter unten steht dann die Firma Renuo als Eigentümerin der Domain renuo.ch.

Technisch kümmert sich die IANA um die zentralen Server des Domainnamen-Systems. Die technische Verwaltung der ch-Domain tritt sie an Switch ab. Das Operations Team der Renuo übernimmt dann die technische Verantwortung von renuo.ch

Die Registrare sind noch administrativ dazwischengeschaltet in einer Vermittlerrolle. Sie leiten administrative Belange automatisiert (und manuell) ans BAKOM weiter.

Relevanz

Man könnte denken, dass DNS im Zeitalter wo man eh Google fragt, an Relevanz verliert, da einem Google die Inhalte ja anzeigt ohne dass man eine URL in die Browserleiste eingibt. Allerdings ist auch Google nur eine sehr gut organisierte Namensliste. Und wenn diese Namen nicht mehr ans richtige Ort zeigen, wird das echte Leben unter Umständen gefährlich. In den Medien ging mal das Bild aus der Türkei um, welches beschreibt, welchen DNS-Server (8.8.8.8, 8.8.4.4, 1.1.1.1) man auf seinem eigenen Computer eintragen muss, um die staatliche Zensur zu umgehen.

Dieser politische Diskurs wird auch in der Schweiz ausgetragen als "Löschen statt Sperren". Die einen sagen, dass ein Zensur-Apparat nötig ist, weil das Löschen an der Quelle eine Sisyphus-Arbeit sei. Die Andern wollen auf keinen Fall einen Zensur-Apparat. Wichtig zu wissen ist: seit der Casino-Abstimmung gibt es in der Schweiz eine rechtliche Grundlage für "Sperren".