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/08.02.22

Bleibendes Nachbild – cannot be unseen

Wie abhängig bin ich eigentlich von Nischen-Produkten? Das frage ich mich manchmal.

Gibt es noch Ersatzteile für mein Küchengerät, mein Auto? Gibt es für alte Küchengeräte eher Ersatzteile als für Neue? Gibt es einen Survival-Bias wegen der verfügbaren Ersatzteile der alten Geräte? Ist die Kohorte des neuen Gerätes zu jung, um das zu beurteilen? Kann ich ein Neues kaufen, sobald das Alte den Geist aufgibt?

Für mein MacBook Pro 15inch, Mid 2015 hatten diese Fragen die Konsequenz, dass ich mich entschied, das Gerät so lange zu nutzen, bis es auseinander fällt oder Apple einen gescheiten Nachfolger produziert. Zum Glück ist mit dem MacBook M1 Pro, 16inch 2021 der zweite Fall zuerst eingetreten. Für mich wurde mein Hauptarbeitslaptop also erst 6 Jahre nach dem Kauf obsolet, so grossartig war das Teil.

Produkte veralten aber halt irgendwann. Sie nutzen sich ab oder kommen schlicht aus der Mode. Dieser Effekt heisst Obsoleszenz. Noch etwas fieser als der natürliche Prozess, ist wenn ein Produkt geplant obsolet wird. Ein prominentes Beispiel für geplante Obsoleszenz ist das Phoebuskartell. Da hatte ein Kartell bewusst die Lebensdauer von Glühbirnen begrenzt. Es muss aber durchaus nicht sein, dass niedere Absichten hinter sowas stecken. Das Beispiel, weswegen ich mir gerade heute die Frage der Nischen-Produkte-Frage stellte, kommt aus der Medizin.

Um die Firma Second Sight Medical Products gibt es momentan gerade Medienrummel. Wie das IEEE-Sprectrum schreibt, stellt die Firma Seh-Implantate her, beziehungsweise stellte her: sie ging nämlich zweimal fast bankrott und hat sich jetzt entschieden, ihre Implantat-Serie «Argus» einzustellen. Das ist problematisch für die 350 Betroffenen, welche die Systeme in ihren Augen verbaut haben. Sie bekommen nun keinen Support mehr für Fehlfunktionen (wie die im IEEE-Spectrum erwähnte) oder geschweige denn überhaupt irgendwelche Informationen. Es wäre schon ziemlich fies, wenn man plötzlich eine so wichtige Abhängigkeit verlieren würde.

Vielleicht fragen Sie sich nun, ob ein Tesla noch eine Nische ist, oder wie gut es um die Finanzen und das Ersatzteillager der Herstellfirma Ihres Home-Automation-Systems steht. Das weiss ich leider nicht, aber ich kann erklären, wie es um Ihre Webapplikation bei der Renuo steht:

  • Alle Teile unserer Software werden mit OpenSource-Komponenten entwickelt (ausser Sie hätten sehr spezifische Video-Codec-Anforderungen). Sie könnten den Quellcode Ihrer Applikation also jederzeit in andere Entwickelnden-Hände geben, damit sie weiterentwickelt werden kann.

  • Wenn Sie nicht explizit etwas anderes wünschen, laufen von uns entwickelte Apps auf der Amazon-Cloud (über Heroku von Salesforce). Dass diese Firmen involviert sind, ist eine bewusste Entscheidung. Microsoft ist mit Azure relativ neu im Cloud-Geschäft und Google hat den Ruf, auch mal Services einfach abzuschalten, da es ja eh «beta» ist (z. B. Inbox) oder das Preismodell kurzfristig und radikal zu ändern (z. B. Maps). Amazon und Salesforce haben schlicht die stabilere, unaufgeregte (für manchen auch langweiligere) Firmenexistenz.

  • Die Abhängigkeit von Cloud-Services ist bei Renuo-Webapplikationen relativ niedrig. Wir entwickeln nach dem 12factor-Prinzip. Diese Prinzipien erlauben uns, jede unserer Webapplikationen in jedem beliebigen Rechenzentrum zu betreiben. Leider gilt das nicht für Mobile-Apps. Dort sind wir auf Gedeih und Verderben den Firmen Google und Apple ausgeliefert.

  • Wir sind eine Schweizer Firma. Im Gegensatz zu einer Briefkasten-Incubator-3-Tages-Startup-Klitsche können Sie auch einfach mal in Wallisellen vorbeikommen und sich anschauen, wie es bei uns zu- und -her geht (Ja, Sie dürfen das als Einladung zum Kaffee auffassen).

  • Zum Schluss noch etwas Statistik: Sie wissen, dass es die Renuo nun seit 10 Jahren gibt. Falls Sie keine weiteren Informationen als diese hätten, dürften Sie annehmen, dass es uns nochmals 10 Jahre gibt (German tank problem).

Vielleicht habe ich nun viele Fragen beantwortet, die Sie ohne mich gar nicht gehabt hätten. Sorry dafür. Aber genau dafür gibt es die Renuo. So sind wir Techies.